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Thingvellir/ Þingvellir, Island

Thingvellir ist das wichtigste Kulturdenkmal Islands. Hier wurde 930 n. Chr. ein Althing (Allgemeine Versammlung) gegründet, das über einen Zeitraum von mehr als 850 Jahren bis zum Jahr 1798 zusammenkam.

Das Althing war eine Versammlung für das gesamte Land und es gibt schriftliche Belege, die bis in die frühesten Anfänge dieser Institution zurückreichen. Die Versammlung fand jedes Jahr für ungefähr zwei Wochen statt und wurde im Freien abgehalten, wobei man sich hauptsächlich auf zwei Plätze beschränkte: den Lögberg (Gesetzesfelsen) und die Lögrétta (gesetzgebender Rat). Hier wurden Gesetze vorgetragen, Bekanntmachungen veröffentlicht und Vorladungen ausgesprochen. Es wurden Reden gehalten, Ideen vorgestellt und Vorschläge unterbreitet. Bei schlechtem Wetter fanden die Beratungen in der Kirche statt. 

Der lögsögumaður (Gesetzsprecher) hatte seinen Sitz am Lögberg und leitete das Thing, prägte sich die Gesetze ein und rezitierte diese. Die Menschen kamen aus ganz Island zu dieser Versammlung und bauten provisorische Hütten oder Unterkünfte, die auch Buden genannt werden. Diese Buden hatten Torf- oder Steinwände und Dächer aus Wollstoff. Noch heute kann man die Ruinen dieser Behausungen in Thingvellir besichtigen.

Die genaue Lage des Lögberg und der Lögrétta ist unklar. Dokumente aus dem 13. Jahrhundert lassen vermuten, dass sich der Lögberg am östlichen Rand von Almannagjá befindet, wobei Lögrétta möglicherweise im Feld davor zu finden ist, entweder nördlich oder östlich des Flusses Öxará.  Ortsnamen wie Ertränkungsteich und Galgenberg erlauben erste Einblicke in den düsteren Teil dieser Versammlungen.

Thingvellir ist sowohl historisch als auch archäologisch der größte und wichtigste Versammlungsplatz in Nordeuropa. Zusätzlich zu den sichtbaren Spuren könnte die Durchführung archäologischer Ausgrabungen neue Erkenntnisse über die Stätte und ihre Entwicklung bringen – diese Informationen können höchstwahrscheinlich anderswo nicht gewonnen werden. 

Im Jahr 1930 wurde Thingvellir zum Nationalpark erklärt. Zeitgleich wurde ein Gesetz verabschiedet, dass Thingvellir ausweist als “ein geschütztes Nationalheiligtum aller Isländer, den immerwährenden Besitz der isländischen Nation unter dem Schutz des Parlaments, das nie verkauft oder verpfändet werden darf”.  2004 wurde der kulturelle Wert des Parks durch die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes anerkannt.

Regionalversammlungen

Delegates ride to the Althing © Frank Bradford Delegates ride to the Althing © Frank BradfordZoom Das Althing in Thingvellir war Teil eines größeren rechtssprechenden Netzwerks, das aus kleineren Regionalversammlungen bestand. Die ersten Regionalversammlungen wurden in Þórsnes (Snæfellsnes, West-Island) und Kjalarnes (Südwest-Island) 900 n. Chr. gegründet. Es gab wahrscheinlich weitere, die zur gleichen Zeit abgehalten wurden, obwohl diese in historischen Aufzeichnungen nicht erwähnt werden. Um 965 n. Chr. wurde Island in vier Regionen eingeteilt. In jeder dieser Regionen gab es drei Versammlungen. Eine Ausnahme bildete hier einzig der Norddistrikt, in dem es vier gab, wodurch die Gesamtzahl bei dreizehn Versammlungen lag.

Nach der Gründung des Althings wurden die Frühlingsversammlungen in den Regionen eine dauerhafte Einrichtung. Diese wurden zweigeteilt: Es gab nun jeweils eine Versammlung für Strafverfolgung und eine für Schulden, die jeweils für bis zu einer Woche im Mai zusammentraten, um für die Beilegung von Streitigkeiten und das Begleichen von Schulden zu sorgen. Versammlungen zur Sonnenwende oder im Herbst fanden gewöhnlich statt, wenn die Menschen vom Althing Ende Juli oder August zurückkehrten und dauerten einen oder zwei Tage. Die Entscheidungen des Althings wurden bei diesen Gelegenheiten öffentlich bekannt gegeben und debattiert, es wurden jedoch keine rechtlichen Maßnahmen ergriffen.

Thingvellir in den Sagas

Stories about the Althing feature in many of the Icelandic Sagas, passed down by generations of storytellers © Frank Bradford Stories about the Althing feature in many of the Icelandic Sagas, passed down by generations of storytellers © Frank BradfordZoom             An einem Tag ging ein jeder zum Gesetzesfelsen. Die anwesenden Stammesführer waren folgende: Ásgrím Elliða-Grímsson, Gizur Hvíti, Guðmund Ríki und Snorri Goð waren oben beim Gesetzesfelsen, während die Männer vom Austfirðir weiter unten standen. Mörð Valgarðsson stand neben seinem Schwiegervater Gizur Hvíti.

            Mörð war ein außergewöhnlicher Redner. Gizur sagte, dass er nun Zeugnis über die Tötung geben solle und fügte hinzu, dass er laut genug sprechen solle, dass alle ihn vernehmen könnten.

            Mörð nannte Zeugen – ‘zu bezeugen, dass ich Zeugnis über eine unerlaubte Tätlichkeit durch Flosi Thórðarson ablege, in so weit als dieser Helgi Njálsson angegriffen hat an dem Ort, an dem Flosi Thórðarson Helgi angriff und ihm eine innere Verletzung zufügt hatte, die eine Hirnverletzung oder Knochenmarksverletzung war und sich als tödliche Wunde erwies und Helgis Tod herbeiführte. Ich verkünde, dass er auf Basis dieser Anklage geächtet werden soll, keine Verpflegung, keinen Transport, keinerlei Hilfe oder Unterkunft erhalten soll. Ich verkünde, dass er seine gesamten Besitztümer verliert, wobei die eine Hälfte an mich geht und die andere Hälfte an die Männer im Distrikt, die ein Anrecht auf sein beschlagnahmtes Eigentum haben. Ich bezeuge diesen Totschlag vor der Versammlung der Region vor welcher dieser Fall ordentlich angehört werden soll. Ich bezeuge dies dem Gesetz entsprechend. Ich bezeuge dies in der Anhörung vor allen am Gesetzesfelsen. Ich bezeuge jetzt eine Tat, die in dieser Sitzung gehört werden soll um die Ächtung Flosi Thórðarson zu erwirken. Ich bezeuge, dass mir die Aufgabe von Thorgeir Thórisson zugeteilt wurde.’

           Am Gesetzesfelsen gab es lautstarke Zustimmung für die wortgewandte und kraftvolle Rede von Mörð.

- Njáls Saga

Die Treffen beim Althing tauchen in vielen isländischen Sagas auf. Der oben genannte Ausschnitt ist nur einer von vielen in Njáls Saga, der die Abläufe während eines Things beschreibt. Sowohl die Laxdæla Saga als auch die Eyrbyggja Saga erwähnen die Bekehrung Islands zum Christentum beim Althing und in Grettirs Saga bringt Thorbiorn Angle den Kopf von Grettir zum Althing, um zu beweisen, dass er ihn getötet hat.

IN DER UMGEBUNG

Der Thingvellir Nationalpark ist unter den meistbesuchten Touristenattraktionen Islands und zieht jede Woche Tausende Besucher an. Der Park ist Teil des berühmten “Goldenen Kreises”, einer 300 km langen Rundreise, die viele von Islands berühmtesten Wahrzeichen umfasst. Außer der Thing-Stätte bietet der Park eindrucksvolle Landschaften, ein Tauchgebiet von Weltrang und ausgezeichnete Gebiete für Forellenfischer .

Islands beliebteste Urlaubsregion, das Árnessýsla-Hochland, kann eine Reihe von Naturwundern und historischen Stätten vorweisen. Hier befinden sich ein Zentrum geothermischer Aktivität sowie sehr bedeutsame Stätten der isländischen Geschichte.

Haukadalur Hochtemperaturgebiet
In diesem Gebiet befindet sich Geysir, Namensgeber aller heißen Quellen, die regelmäßig Wasser ausstoßen. Zu seinen aktivsten Zeiten stieß er kochend heißes Thermalwasser bis zu 60-80 Meter in die Höhe. Heute befinden sich in der Gegend viele heiße Quellen, der aktivste Geysir, Strokkur, stößt alle 2-3 Minuten heiße Fontänen in die Luft.

Gullfoss, die goldenen Wasserfälle
Der beeindruckende Gullfoss besteht eigentlich aus zwei getrennten Wasserfällen, wobei das Wasser vom oberen 11 Meter tief fällt und vom unteren 21 Meter.

Skálholt
Dieser alte Gutshof und Bischofswohnsitz geht auf das Jahr 1056 zurück. Jahrhundertelang war die örtliche Schule, Skálholtsskóli, die führende Bildungseinrichtung Islands. Skálholt nimmt in der Geschichte der mittelalterlichen isländischen Literatur eine wohlverdiente Vorrangstellung ein, da die in Bibliothekssammlungen zu findenden Bücher und Manuskripte hier geschrieben und aufbewahrt wurden. 

Þjórsárdalur-Tal
Zur Zeit des alten Gemeinwesens war das Flusstal des Þjórsá grasbedeckt und erlebte mit etwa 20 Höfen eine Blütezeit. Im Jahr 1104 wurde das Tal jedoch durch einen Ausbruch des Hekla verwüstet. Die Höfe wurden unter einer Schicht vulkanischer Asche begraben und sind daher für Archäologen eine wahre Fundgrube. Mindestens 40 Gebäude wurden bisher freigelegt, wobei das Bauernhaus in Stöng am besten erhalten ist. Im Jahr 1974 wurde eine Nachbildung errichtet, um das 1100. Jubiläum der Besiedlung Islands zu feiern. (www.thjodveldisbaer.is)

Langjökull-Gletscher
Dieser Gletscher ist der zweitgrößte Gletscher Islands. Er ist von Gullfoss aus zu sehen und für Erkundungen per Geländewagen oder Snow Scooter gut zugänglich.

Tauchen in der Silfra-Schlucht
Ein atemberaubender Tauchplatz liegt direkt im Herzen der Thing-Stätte Thingvellir. Silfra ist eines der besten Tauchreviere Islands und viele sind der Meinung, dass die Spalte weltweit einzigartig ist. Das Wasser dort ist so rein, wie es nur sein kann, und kann während des Tauchgangs jederzeit getrunken werden. Es gibt zwei Gründe für die Reinheit des Wassers: Das Wasser ist kalt (ganzjährig 2°C - 4°C), da es sich um das Schmelzwasser eines Gletschers in etwa 50 km Entfernung handelt und es ist außerdem jahrelang durch Lavafelder geflossen bevor es am Nordende des Sees Þingvallavatn in unterirdischen Quellen austritt.  Eine Reihe örtlicher Tauchsportunternehmen haben Silfra-Touren im Programm und sind online vertreten.

Reykjavík
Thingvellir ist nur 45 km von Islands Hauptstadt Reykjavík entfernt. Die Stadt hält eine überraschende Vielfalt bereit, die es zu sehen und entdecken gilt: Von Museen und Galerien bis hin zu einer unwahrscheinlich großen Auswahl an Geschäften und Cafés, lebhaftem Nachtleben und interessanter Architektur und Freizeitmöglichkeiten an der frischen Luft. (www.visitreykjavik.is)

BESUCHERINFO

Ganzjährig geöffnet. Eintritt frei.

LAGE

KONTAKT

Thingvellir National Park
801 Selfoss
Tel: 00 354 482 2660
Fax 00 354 482 3635
E-Mail: thingvellir@thingvellir.is

URSPRUNG / HERKUNFT DES NAMENS

Altnordisch Þingvöllr: Parlamentsgelände

PROJEKTFINANZIERUNG