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Tingwall, Orkney

Orkneys frühe Thing-Plätze

Orkneys Thing-Plätze haben etwas Mysteriöses an sich. Es gibt insgesamt recht wenig Informationen über sie, und das, was bekannt ist, stammt meist aus Sagas, mündlichen Überlieferungen oder unvollständigen Aufzeichnungen.

Dingieshowe © Frank Bradford Dingieshowe © Frank BradfordZoom Die Orkneyinga-Saga enthält viele Hinweise auf Thing-Versammlungen, die auf Orkney stattgefunden haben. Diese Zusammenkünfte wurden oft von Stammesführern dazu genutzt, Absprachen zu treffen oder auch dazu, Konflikte zwischen rivalisierenden Fürsten zu schlichten. In der Regel wurden Things im Frühjahr und Herbst abgehalten und obwohl die Stätten nicht immer bekannt sind, scheint es, als sei meist das Festland bevorzugter Zielort der Zusammenkünfte gewesen.

Heute deuten noch zwei Bezeichnungen auf Thing-Stätten hin. Tingwall befindet sich im Westen des Festlands, auf der Grenze zwischen den Gemeinden Rendall und Evie, während sich Dingieshowe im Osten des Festlandes auf der Grenze zwischen den Gemeinden Deerness und St Andrews befindet.

In Tingwall nutzten die Wikinger sehr wahrscheinlich die grasbewachsenen Ruinen eines Broch (ringförmige, turmartige Anlage aus der Eisenzeit) als Thing-Stätte. Ein großer, stufenförmig angelegter grüner Hügel ist auch heute noch neben der Straße auf dem Weg zum Fährterminal sichtbar. Die Stelle ist strategisch günstig gelegen und erlaubt gute Sicht auf Rousay, Wyre und Egilsay, im 12. Jahrhundert die Heimat des Wikingerpiraten Sweyn Asleifsson. Aus der Orkneyinga-Saga ist überliefert, dass Sweyns Onkel, Helgi, in Tingwall gelebt hat und es wird angenommen, dass es sich hierbei um den Versammlungsort handelt, von dem in den Sagas die Rede ist.

In Dingieshowe wurde ebenfalls von einem bereits existierenden frühzeitlichen Bauwerk Gebrauch gemacht. Um das Jahr 300 v. Chr. war hier ein Broch auf einer jungsteinzeitlichen Stätte gebaut worden, die ungefähr 3000 Jahre vorher genutzt worden war. Sehr viele Jahre später wurde dann die Ruine des Broch als Thing-Platz genutzt. In dieser Gegend ist mündlich überliefert, dass es in Dingieshowe eine Hexenverbrennung gegeben habe und dass der Totenschädel der Hexe wiederholt im Sand um Dingieshowe herum erschienen sei.

Weitere frühzeitliche Stätten können ebenfalls mit der Entstehung und der Aufhebung von Rechtsverträgen in Verbindung gebracht werden. Im Vereinigten Königreich befindet sich die größte Sammlung Runensteine mit eingemeißelter Schrift in einem jungsteinzeitlichen Groβsteingrab in Maeshowe, heute Teil des Weltkulturerbes. Es ist nicht bekannt, ob diese Stätte auch als Thing-Stätte diente, allerdings wird gesagt, dass der Wall, der den Erdhügel umgibt eine ideale Begrenzung gewesen wäre. Die nahegelegene Kirche in Stenness erzählt von dem mittelalterlichen Brauch, rechtsgültige Verträge per Handschlag mit dem Stein des Odin abzuschließen. Auflösen konnte man diese Verträge, in dem man einfach durch die Kirche ging.

Kirkwall und St Magnus Kathedrale

St Magnus Cathedral © Frank Bradford St Magnus Cathedral © Frank BradfordZoom Im 12. Jahrhundert wurde Kirkwall zum Regierungszentrum Orkneys. Die Orkneyinga-Saga spricht von zahlreichen Versammlungen in der Stadt und in der St Magnus Kathedrale.

Die Kathedrale war sowohl als geistliches als auch als juristisches Zentrum von Bedeutung. Aufzeichnungen besagen, dass sie als Gerichtssaal und auch als Marktplatz genutzt wurde, was sich auch anhand einiger kurioser Eigenheiten am Gebäude belegen lässt. Es gibt dort eine Henkersleiter, einen Galgenbalken und sogar ein Gefängnis. Dieses ist als Marwick’s Hole bekannt, hier wurden Gefangene vor ihren Gerichtsverfahren und ihrer Hinrichtung festgehalten.

Die Kathedrale befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Marktkreuz, wo die Verbrennungen stattfanden. Das Originalkreuz ist heute im nördlichen Querschiff der Kathedrale zu besichtigen, eine Nachbildung befindet sich auf dem Kirk Green (wörtl.: Kirchengarten).

Aus Ortsnamen lassen sich ebenfalls Informationen über das frühe Gerichtssystem Orkneys ableiten. Die Galgen und Würgepfosten befanden sich in Gallows Ha’ (wörtl.: Galgenhügel), hoch oben auf Clay Loan, unweit der Kathedrale. Die Legende besagt, dass Thieves Holm (wörtl.: Insel der Diebe) am Eingang zur Bucht einst die Heimat von verbannten Dieben und Hexen gewesen sei. Von der ehemals als „Parliament Close” (heute 6 Albert Street) bekannten Gegend wird angenommen, dass dort auch die Thing-Versammlungen stattfanden. Ein Parlamentsgebäude war ebenfalls ganz in der Nähe.

BESUCHERINFO

Besuchen Sie Orkney
Mit Orkney bezeichnet man eine aus ca. 70 Inseln und Schären bestehende Inselgruppe, die etwa 10 km nördlich von der Nord-Ost Spitze des schottischen Festlands liegt. Die Inseln bestechen durch wunderschöne, scheinbar unendliche grüne Felder, dramatische Küstenlandschaften, spektakuläre wilde Tierarten sowie faszinierenden geschichtlichen und archäologischen Reichtum.

Maeshowe © Frank Bradford Maeshowe © Frank BradfordZoom Die Orkneyinseln sind seit über 6000 Jahren bewohnt. Auf dem westlichen Festland befindet sich eine der wichtigsten jungsteinzeitlichen Landschaften Europas. Im Jahr 1999 wurde dieses Areal, bekannt als das Herz des jungsteinzeitlichen Orkneys, zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt und somit den ägyptischen Pyramiden gleichgestellt. Im Zentrum der Anlage befindet sich der ikonische Brodgar-Ring, eine eindrucksvolle, kreisförmige Steinanordnung, begrenzt durch eine Wall-Graben-Anlage, die etwa 2500-2000 v. Chr. errichtet wurde. Von den ursprünglich 60 Steinen sind heute noch 27 erhalten. Nicht weit hiervon entfernt befindet sich die riesengroße Steinanlage von Stenness, auch hierbei handelt es sich um die Überreste eines weiteren Henges. Zum Weltkulturerbe gehört außerdem das weltberühmte Skara Brae, ein sensationell gut erhaltenes vorzeitliches Dorf, und Maeshowe, eine der bekanntesten Grabstätten Europas. Ausgrabungen am Ness of Brodgar tragen dazu bei, dass die Geschichte dieser magischen Landschaft immer weiter erforscht wird.

Als die Wikinger auf die Orkneyinseln kamen, brachten sie nicht nur ihre Sagas mit. Zahlreiche Namen lassen auf nordischen Ursprung schließen und diesen Einfluss hört man bis zum heutigen Tag in den gesprochenen Dialekten. Gehortete Wikingerschätze wie der in Skaill in Sandwick und der im Schiffsgrab von Scar sind Zeugnis dafür, wie reich und komplex ihre Kultur tatsächlich war.

Die Orkneyinseln spielten in beiden Weltkriegen eine wichtige Rolle. Während des ersten Weltkrieges nutzte die britische Großflotte den großen natürlichen Hafen in Scapa Flow als Militärstützpunkt im Norden. Die Hinterlassenschaften des zweiten Weltkrieges werden besonders deutlich, wenn man den Churchill barriers (unter Churchill errichtete Dammsperren) folgt, die eine Verbindung zwischen dem Festland und den südlich gelegenen Inseln herstellen. Diese Befestigungen wurden von italienischen Kriegsgefangenen, die auf den Inseln Burray und Lambholm festgehalten wurden, erbaut. Zu ihrem Vermächtnis gehört ebenfalls die italienische Kapelle, eine der meistbesuchten Touristenattraktionen der Orkneyinseln.  

The Ring of Brodgar stands in the Heart of Neolithic Orkney  © Frank Bradford The Ring of Brodgar stands in the Heart of Neolithic Orkney © Frank BradfordZoom Kirkwall ist die Hauptstadt und das Verwaltungszentrum der Orkneyinseln. In der Innenstadt findet man zahlreiche Attraktionen sowie viele Speise- und Übernachtungsmöglichkeiten. Im Orkney-Museum in Tankerness House, einem herrlichen Gutsherrenstadthaus, erzählen Ausstellungsstücke die 5500 Jahre alte Geschichte Orkneys, angefangen vom jungsteinzeitlichen Zeitalter bis hin zur modernen Gesellschaft. Direkt gegenüber der St Magnus Kathedrale liegen die Bischoff- und Grafenpaläste, zwei der besten Beispiele schottischer Architektur. Außerdem lohnt sich ein kleiner Abstecher zu Highland Park, der nördlichsten Destillerie Großbritanniens sowie dem Orkney Wireless Museum (wörtl.: Orkneys Fernmeldemuseum), in dem die frühe Entwicklung der Radios für den Privatgebrauch und der Kommunikationsmöglichkeiten in Kriegszeiten auf den Orkneyinseln nachgezeichnet wird.

Das Bilderbuchstädtchen Stromness ist die zweitgrößte Stadt der Orkneyinseln. Das preisgekrönte Kunstzentrum, das Pier Arts Centre, befindet sich im Zentrum der Stadt und das Museum bietet eine hervorragende Übersicht über die maritime Geschichte der Orkneyinseln.

Anreise
Orkney ist leicht erreichbar. Über den Luftweg (www.flybe.com) und den Seeweg von Aberdeen, Scrabster, (www.northlinkferries.co.uk) , Gill’s Bay (www.pentlandferries.co.uk) oder mit Passagierfähren von John O’ Groats (www.jogferry.co.uk)

Weitere Informationen zu örtlichen Fährenfahrplänen finden Sie unter: www.orkneyferries.co.uk 

LAGE

KONTAKT

St Magnus Cathedral
Custodian
Broad Street
Kirkwall
Orkney
KW15 1NX
Tel: 00 44 1856 874894

Besucherinfo
E-Mail: info@visitorkney.com

URSPRUNG / HERKUNFT DES NAMENS

Altnordisch Þingvöllr: Parlamentsgelände

PROJEKTFINANZIERUNG